100 Jahre Ballsport in Nammen
Seit 100 Jahren Ballsport in Nammen
Fußballer machen dem Verein mit dem Aufstieg in die Kreisliga A unbewusst ein Jubiläumsgeschenk.
TV Jahn, MTV, TuS Nammen, TuS Porta: vier Namen, ein Verein
Im TV Jahn gabs die ersten drei Jahrzehnte nur Geräteturnen.
Von Kurt Römming
Nammen. Der TuS Porta war seit Wochen Tabellenführer und Aufstiegsfavorit in der Südgruppe der Mindener Fußball-Kreisliga B, als Corona im März die laufende Serie beendete. Der TuS unter Trainer Michael Fromme – der Nammer trainiert die Mannschaft bereits im zehnten Jahr – ist damit Meister und Aufsteiger in die Kreisliga A. Unbewusst setzten die Fußballer der Aufstiegsfreude die Krone auf. Das Stöbern in den Annalen macht es offenbar: Zusammen mit dem einhundertsten Jahr, seitdem in Nammen Ballsport betrieben wird, fällt der lang angestrebte Wiederaufstieg. 1920, vor genau einhundert Jahren, als der 1892 als TV Jahn zu Nammen gegründete Verein sich, wohl in Distanz zu dem völkisch-nationalen Gedankengut von Turnvater Ludwig Jahn – wie auch viele andere Vereine – umbenannte und sich den Namen Männerturnverein Nammen (MTV) gab, begann man im Dorf neben der Pflege des Geräteturnens zusätzlich Feldhandball und Faustball zu spielen.
Zwischen den Weltkriegen feierten die Nammer sowohl im Feldhandball als auch im Faustball in den damaligen Westfalen-Gau-Ligen schöne Erfolge. Jahrelang duellierten sich die Handballer mi Eiche Dankersen, dem späteren TSV Grün-Weiß Dankersen, heute GWD Minden.
Beide Ballsportarten wurden mit der im Oktober 1945 erfolgten Neugründung und der Namensänderung in TuS Nammen durch den Fußball abgelöst. Nach 1918 bis in die anfänglichen 1940er Jahre war aber bereits im konkurrierenden und später aufgelösten ATV Nammen Fußball gespielt worden.
Der spätere Ehrenvorsitzende Heinrich Tödheide initiierte 1958 den Bau der gemeindeeigenen Turnhalle auf dem Schulhof. Die Halle ist seit 2014 nach Schließung der Grundschule in Privatbesitz und wird von dem eigens gegründeten Verein „Turnhalle e. V.“ verwaltet.
Zwei Ereignisse mit großer Tragweite führten 1973 zu einem Einschnitt in die Vereinsstruktur. Zum einen trennte sich die Leichtathletikabteilung unter Heinz Culemann vom TuS ab und wurde als SC Nammen eigenständig. Der spätere 1500-Meter-Europameister Thomas Wessinghage und Kirsten Münchow, die Bronzemedaillen-Gewinnerin bei den Olympischen Spielen in Sydney, waren die großen Aushängeschilder des TuS bzw. SC Nammen. Ebenfalls 1973 fusionierte der TuS Nammen mit dem SV Porta Neesen zum heutigen TuS Porta Westfalica.
Hans-Dieter Prehn, seit 1972 Nammer TuS-Vorsitzender, blieb auch Chef des Fusionsvereins und konnte 2001 den Erwerb des Sportplatzes „Nammer Wald“ von der Bundesvermögensverwaltung einleiten. Bereits 1982 hatte auf dem großflächigen Gelände, direkt an der Landesgrenze in Höhe Röcke gelegen, die Tennisabteilung ihre eigene Anlage fertiggestellt. 1991, pünktlich zum „Einhundertjährigen“ im Folgejahr, wurde das neue Sportheim eingeweiht.
Der TuS Porta Westfalica ist in der Stadt der einzige Verein mit vereinseigenem Sportgelände. Die 1974 eingeweihte zweite Nammer Sportanlage an der „Poggenbeeke“ mit Laufbahn ist stadteigen. Rainer Wehling bekleidet seit 2002 das Amt des 1. Vorsitzenden in dem 350 Mitglieder starken TuS Porta. Neben der Sparte Fußball verteilen sich die Mitglieder auf die Abteilungen Volleyball, Tennis, Tischtennis, Frauenturnen und Tae Kwon Do.
Bildzeilen:
Satzung des 1892 gegründeten TV Jahn zu Nammen, der sich nach dem Ersten Weltkrieg in MTV umbenannte.
1911 vor der St. Laurentius-Kapelle und dem später abgerissenen Denkmal für die Gefallenen von 1870/71: die TV Jahn-Turner mit Hut und Knickerbocker, rechts die erste Nammer Schule.
Die Feldhandballer des MTV spielten auf dem Bergsportplatz „Lehmkuhle“ vor dem Zweiten Weltkrieg u. a. mit Eiche Dankersen (heute GWD) in einer Liga.
Aufstieg im Jubiläumsjahr: Mannschaftsfoto des neun A-Kreisligisten TuS Porta vor Corona. Bereits damals war der TuS Tabellenführer und Meisterschaftsfavorit.
Repros und Foto: Kurt Römming